Kanuslalom ist eine hochkomplexe Sportart. Es handelt sich um einen Mix aus Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit – Geschicklichkeit einerseits in Bezug auf die Torstangen, andererseits im Umgang mit dem Wasser.
Der bewegte und unberechenbare Untergrund unterscheidet Kanuslalom fundamental von anderen Sportarten. Kein Ort gleicht dem anderen, jede Strecke ist einzigartig. Genauso einzigartig ist der Moment, in dem der Athlet agiert. Wasser ist ständig in Bewegung und kann alle möglichen Formen annehmen. Gießt man Wasser beispielsweise in eine Tasse, nimmt es die Form der Tasse an. In einem Bruchteil einer Sekunde kann aus der Tasse eine Pfütze werden.
Im Allgemeinen sind die Wildwasserstrecken etwa 200 bis 400 Meter lang und können natürlichen oder künstlichen Ursprungs sein. Es gilt, einen Stangenparcours mit 18 bis 25 Toren schnellstmöglich zu befahren. Dabei hängen die Torstangen 20 cm oberhalb der Wasseroberfläche. Die Befahrungsrichtung ist vorgegeben: Die rot-weiß markierten Tore (Aufwärtstore) müssen gegen die Strömung befahren werden, die grün-weißen Tore (Abwärtstore) mit der Flussrichtung. In der Regel enthält jede Wettkampfstrecke sechs Aufwärtstore.
Die Befahrung der Tore wird von Schiedsrichtern streng überwacht; auch der Videobeweis ist mittlerweile gang und gäbe. Eine Torstabberührung wird mit zwei Strafsekunden geahndet. Wird ein Tor falsch befahren (z. B. wenn der Kopf nicht vollständig im Tor ist) oder sogar komplett ausgelassen, werden 50 Strafsekunden vergeben. Das kommt fast einer Disqualifikation gleich. Die Strafsekunden werden anschließend auf die Fahrzeit addiert. Es gewinnt der Athlet, der die schnellste Zeit inklusive der Strafsekunden erreicht.
Man unterscheidet die Disziplinen Kajak, Canadier und Kajak-Cross.
Kanuslalom-Wettkämpfe gibt es seit 1935, und Weltmeisterschaften werden seit 1949 ausgetragen. Im Jahr 1972 war Kanuslalom erstmals olympisch – dieses olympische Debüt wurde auf dem Eiskanal in Augsburg gefeiert.
Paddel und Boote bestehen aus Carbon. Der Athlet kann individuell entscheiden, welches Modell er fährt, je nach Gewicht und technischen Vorlieben.
Das Boot muss lediglich den vorgegebenen Maßen entsprechen: Eine Mindestlänge von 3,50 m und eine Mindestbreite von 60 cm sind vorgegeben. Das Gewicht muss mindestens 9 kg betragen.
Sitz, Fußstütze und Schenkelstützen werden individuell angepasst.
Helm und Schwimmweste sind selbstverständlich Pflicht.
Trainiert wird ganzjährig auf dem Wasser, also auch bei Schnee und Eis. Eine Trainingswoche umfasst etwa 1000 Trainingsminuten, die sich aus spezifischem Training auf dem Wasser und zusätzlichem Athletiktraining zusammensetzen. Insgesamt wird im Hochleistungssport sechs Tage die Woche mit jeweils 2-3 Einheiten trainiert.
Ausdauer, Technik, Kraft und Stabilisationstraining sind die Hauptbestandteile des Trainingsplans.