Geboren am 15.04.1992 und aufgewachsen bin ich gemeinsam mit meinen beiden Geschwistern im wunderschönen Ahrtal in Rheinland-Pfalz. Als kleines Mädchen bin ich noch zweigleisig gefahren: Einerseits habe ich das Tanzbein in einem Tanzverein geschwungen, andererseits haben mich mein großer Bruder und mein Vater zum Kajakfahren inspiriert. Zum Glück! Denn mein Rhythmus- und Taktgefühl haben wirklich zu wünschen übrig gelassen. Mit dem Kanuslalom habe ich meine erste große Liebe gefunden. Ich muss zugeben, es war nicht die Liebe auf den ersten Blick! Ich hatte mich doch eigentlich eher auf der Bühne gesehen.
Irgendwann habe ich realisiert, dass Kanuslalom doch auch ein Tanz ist – ein Tanz auf und mit dem Wasser. Der Fluss ist die Bühne und das Wasser mein Tanzpartner!
Am Ende war es ein Entschluss, ein Entschluss, den ich nach meinem Abitur 2011 gefasst habe: „Die Weltspitze im Kanuslalom.“ Mir war klar, dass das nur Step by Step und nur mit 100 % Commitment geht. Also habe ich als erstes meinen Lebensmittelpunkt vom Ahrtal nach Augsburg verlegt und mich für die Sportfördergruppe der Bundeswehr beworben. Eine Basis zu schaffen, mit der man arbeiten kann, war zunächst mein Ziel. An das Motto „Step by Step“ habe ich von Anfang an festgehalten, aber hin und wieder habe ich geglaubt, zwei Schritte auf einmal nehmen zu können, und bin auf die Nase gefallen. 2013 hatte ich große Hoffnung, mich erstmalig für die A-Nationalmannschaft zu qualifizieren. Schließlich konnte ich im Jahr 2012 meine erste Weltcup-Medaille gewinnen. Leider ist es mir nicht gelungen; mit der Startnummer vier bin ich Vierte geworden, und damit ist für mich damals eine Welt zusammengebrochen. Umso größer war der Wille und die Motivation für die Saison 2014.
Trust the process! Wörter, die ich mir immer wieder sagen muss. Als Sportler ist es nicht immer leicht, dem Prozess zu vertrauen, die Downs zu akzeptieren und daran zu glauben, dass sich die harte Arbeit irgendwann auszahlen wird. Oft sieht man nur das Negative und steht quasi mit einem Bein bereits in einer Abwärtsspirale. Umso wichtiger ist es, mit dem anderen Bein geerdet und standfest zu bleiben und die innere Ruhe zu bewahren. Es ist ein Drahtseilakt. 2013 musste ich mich noch mit der Teilnahme an den internationalen U23-Wettkämpfen begnügen. Ich konnte es kaum glauben, als ich im Folgejahr bei meinem EM-Debüt in der Leistungsklasse Gold gewinnen konnte.
Im Jahr 2011 habe ich am Rhein-Gymnasium Sinzig mein Abitur gemacht. Um die Doppelbelastung zwischen Schule und Sport einigermaßen zu meistern, ging in der heißen Klausurenphase der Schulstoff regelmäßig mit an Bord. Lernzettel, Klarsichtfolie und Tape waren unverzichtbare Tools.
Anschließend hatte ich das große Glück, in die Sportfördergruppe der Bundeswehr aufgenommen zu werden. So konnte ich mich erst einmal voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Mittlerweile darf ich mich Hauptfeldwebel nennen.
Heute bin ich froh darüber, dass ich mich schon bald darauf für ein Studium entschieden habe. 2017 habe ich die Universität Augsburg mit einem Bachelor-Abschluss in Medien und Kommunikation verlassen. Noch mit nassen und teilweise gefrorenen Haaren in den Hörsaal zu stolpern, war zu Unizeiten keine Seltenheit. Schließlich bin ich damals noch mit dem Rad zwischen Training und Uni hin und her gedüst.
Als Kind habe ich neben dem Tanzen auch mein Einrad geliebt. Heute findet man mich gerne in den Bergen, mit einem Pinsel in der Hand oder auf der Yoga-Matte.
Abgesehen von meinen sportlichen Träumen träume ich von einer Reise nach Island. Aktuell freue ich mich aber auch, wenn ich einfach mal nur zu Hause bin. Wir sind das halbe Jahr auf Achse, da muss ich nicht noch zusätzlich um die Welt fliegen. Ein gutes Buch und die Heimat tun es auch.
Und beinahe hätte ich es vergessen: Ich bin absoluter Harry-Potter-Fan. In dem Haus Hufflepuff würde ich mich, glaube ich, am wohlsten fühlen. Schade, dass ich leider immer noch auf meinen Brief warte. Aber wenn ich magische Kräfte besitzen würde, dann wäre mein Schokoladenvorrat definitiv niemals leer.